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Der Drache speit Klöße

  Mündlich aus Schenkendorf; 
  stammt von einem Knecht in Strega

Ein Knecht und eine Magd in Strega wunderten sich immer, daß ihre Wirtin, wenn sie Sonntags in der Kirche gewesen war, so schnell die Klöße fertig hatte.

Eines Sonntags, als die Frau in die Kirche ging, sagte sie zur Magd, diese solle Hirse kochen und ihn auf dem Boden auf die Lade stellen. Als der Knecht das hörte, nahm er sich vor aufzupassen, wie es zugehe, daß die Wirtin die Klöße so schnell fertig bekomme.

Er sagte den nächsten Sonntag um die Mittagszeit, er würde in die Stadt gehen. Die Frau erwiderte ihm, er solle nur erst essen. Da ging sie schnell die Bodentreppe hinauf, und der Knecht ging zur Thür hinaus auf den Hof, trat auf ein Gestell, das man benußt, wenn man die Kartoffeln in den Keller laufen läßt, und schaute durch das Bodenfenster. Er sah nun die Wirtin mit der Schüssel stehen und hörte, wie sie sagte: „Hänschen spei! Hänschen spei!“ Der Drache rief immer: „Kuck, kuck!“

Da ging der Knecht fort in die Stadt und aß nicht, auch dann nicht, als er wiederkam. Dann erzählte er es der Magd, und sie ekelte sich sehr. Beide paßten nun des Abends auf, und sie haben gesehen, wie der Drache aus der Feueresse gekommen, hinters Dorf und dann wieder zurück gezogen ist.

Die Bauersleute sollen Korn verkauft haben, bei dem die Körner keine Spitzen mehr hatten. Es hieß, der Drache hätte dieses Getreide aus der Mühle herbeigeschleppt, wo schon die Spitzen abgerissen worden wären.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894