Der Zauberer von Leversbach

Einst lebte in Leversbach ein Mann, der alle Krankheiten, besonders des Viehs, heilen konnte. Für die Bewohner der Umgegend war er ein Beistand in allen Nöten des Hauses und des Stalles. Jedem half er, der sich an ihn wandte, und wenn sonst alle Hilfe vergeblich war, wusste er Rat. Man nannte ihn daher Zauberer, Teufelskünstler und Hexenmeister.

In einer Nacht wurde der Pfarrer von Drove nach Leversbach zum Kranken gerufen. In Leversbach fanden Pfarrer und Küster alles in Ruhe. Nur aus einem Hause drangen Lichtstrahlen durch den Spalt eines Fensterladens. Der neugierige Pfarrer wies den Küster an, einmal nachzusehen, was es da gäbe. Der Küster tat es ungern, weil er wusste, dass in dem Hause der Zauberer wohnte, vor dem er eine gewisse Scheu hatte. Er sah den Zauberer auf einer großen wollenen Decke sitzen, von Raupen umgeben.

Er ging zum Pfarrer zurück, verschwieg aber, was er gesehen hatte. Schon am anderen Tage zeigten sich im Obstgarten des Pfarrers die ersten Raupen, die schnell zunahmen und Blüten und Blätter abfraßen. Während es sonst viel Obst gab, blieben die Bäume des Pfarrers leer. Seine Neugierde war so bestraft.

Quelle: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet; eifelon.de