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Der Drache im Streuhaufen

  J. Kurth, Sonntagsbl. d. Preuß. Lehrerzeit., 1982, S. 467 (Nr. 30 )

„In J. (Jocksdorf ?) lebte eine alte Frau, von der man allgemein behauptete, sie habe den Drachen. Sie wußte das und zeigte oft auf ihre krumm gearbeiteten Finger, während sie sagte: „Nicht einen Drachen habe ich, sondern zehn!“ Indes die Leute mußten es besser wissen.

Der Drache wohnte auf dem Hofe in dem alten großen Streuhaufen, der niemals ganz weggenommen werden durfte. Kurz vor ihrem Tode nun trugen zwei Männer eine große, schwere Lade zur Tochter und allgemein hieß es: „Nun wird die Alte bald sterben; die Tochter hat ihr den Drachen abgenommen.“

Sie starb auch wirklich bald, und jetzt noch heißt es; die Tochter derselben habe den Drachen.“

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894