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Der Drache trägt Teig zu

  Mündlich aus Guben

Auf einer Mühle wurde von der Hausfrau, wenn es zu Festzeiten kam, stets sehr viel gebacken, obgleich die Knechte nicht sahen, daß sie Teig eingemacht hätte, und doch hatte sie alle Morgen eine mächtige Mulde Teig.

Da kroch ein Knecht eines Abends hinter den Ofen, und da sich an diesem eine geborstene Kachel befand, so konnte er, ohne daß er selbst zu bemerken war, durch den Spalt sehen.

So beobachtete er denn, daß in der Nacht der Drache erschien und den Teig ausspie, wobei die Wirtin freundlich sagte: „Immer spei, mein Hänschen, spei“ Der Drache aber rief fortwährend: „Kachelchen kuck, Kachelchen kuck!“ Der Drache wurde von der Frau mit fettem Milchhirse gefüttert.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894