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Das Riesengeschlecht

  Singul. Lusat. XI. 697. Rulandt, Taschenb. I. Frenzel, hist. nat. msc. II. 774. N. L. Mag. 1834. S. 351.

Vor Zeiten wohnten in der Lausitz lauter große mächtige Riesen, aber wie sie geheißen und was sie gethan haben, das weiß Niemand mehr zu sagen. Die böhmischen Historienschreiber erzählen nur, daß man zu unterschiedlichen Malen ungewöhnlich große Menschengebeine aus der Erde gegraben und namentlich im Jahre 785 neben einem Schädel, den zwei Männer nicht haben umklaftern können, Schienbeine von sechsundzwanzig Schuh Länge gefunden habe. Diese Knochenüberreste gehörten offenbar einem Geschlechte an, welches schon vor der Sündfluth diese Erde bewohnte.

In der Priebusser Gegend giebt es große Sandhügel, die sich am Ufer der Neiße zwischen Rothenburg und Muskau überhaupt oft finden. Das Volk nennt sie Hünengräber und sagt, daß heidnische Riesen dort vergraben liegen. Auf dem Steinberge bei Königshain ist eine Grube, die man das Riesengrab nennt, weil allda ein Riese begraben worden ist.

In der Nähe von Schenkendorf liegen acht Erdhügel, die das Volk Hünengräber nennt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862