<<< vorherige Sage | Erste Abtheilung: Göttersagen | nächste Sage >>>

Dziwica, die wendische Jagdgöttin

  Haupt u. Schmaler. W. L. II., 269.

Die südlichen Wenden kennen auch eine Waldgöttin, ein schönes, junges, weibliches Wesen, welches, mit einem Geschosse versehen, in den Wäldern umherstreift und von ihnen Dziwica genannt wird. Die schönsten Jagdhunde bilden ihre Begleitung, und schrecken nicht nur das Wild, sondern auch die Menschen, die sich um die Mittagszeit im Walde befinden. Daher sagt man noch jetzt zu Einem, der den Mittag über sich im Walde aufhält: siehe zu, daß die Waldgöttin nicht zu dir kommt. Man glaubt jedoch, daß sie auch in mondhellen Nächten in den Wäldern das Geschäft der Jagd betreibe.

Anmerkungen: Schneider, Chron. Lips. IV. p. 443. erzählt von dieser Göttin Dziwica (polnisch Dziwona) dieselbe Strohpuppen-Verbrennung wie von der Todesgöttin Morzana. Nicht nur die mondhelle Nacht, sondern auch der Name erinnert an Diana.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862