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Das Hahntor und der Hahnteich bei Frauenstein

  Bahn, das Amt, Schloss und Städtgen Frauenstein. 1748, S. 25.

Wie die alten Heiden ihre Haine, Hahne oder Hagen und Gehege gehabt und darinnen ihren Götzendienst verrichtet, so findet man auch bei Frauenstein davon eine sattsame Spur vor dem Haintor, das zwischen dem Schloss- und Freibergischen Tor stehet. Allem Ansehen nach hat ihr Götze auf dem Platze gestanden, wo jetzt die drei Linden stehen, welche zum Andenken an den Abgott und zerstörten Hain gepflanzt worden sind. Und weil die Heiden bei ihrem Götzendienst sich zu waschen und zu baden pflegten, so ist nicht weit davon der Hainteich angelegt. Jetzo nennen es die Frauensteiner das Hahntor und den Hahnteich.

Anmerkungen:

Haine waren bei den germanischen Völkern Orte, an denen sie ihren Göttern opferten und Volksversammlungen und Gericht abhielten, es waren heilige Plätze, und vielfach wurden an solchen Stellen später christliche Kirchen errichtet. Zu solchen heiligen Hainen gehörte jedenfalls auch das „Götzenbüschchen“ bei Oelsa bei Dippoldiswalde. Ob alle Plätze, welche heute noch den Namen Hain (oder Hahn) führen, früher zu gottesdienstlichen Zwecken geheiligt waren, darf wohl als sehr fraglich gelten. Von Grünhain meldet allerdings die Sage, dass der nahe Spiegelwald in der Sorbenzeit zur Gottesverehrung gedient habe (Schumann, Lex. v. Sachsen, 16 B. S. 567), vielleicht bezieht sich diese Angabe besser auf einen heiligen Hain, der sich an dem Platze befand, wo jetzt das genannte Städtchen steht. Am rechten Ufer des Brückenbaches bei Jöhstadt nennt man eine Waldung „die alten Haine“ oder „die alte Henne“.

Im Nassauer Revier gibt es einen „breiten Hain“ und „Hainwiesen“, und in die obere Freiberger Mulde ergießt sich das jedenfalls von dem breiten Haine und den Hainwiesen kommende Hainwässerlein (Bahn, Frauenstein, S. 25.). Ein „hoher Hahn“ oder Hain liegt in der Gegend der Morgenleite bei Schwarzenberg. Durch den „großen und kleinen Hain“ bei Sachsenburg führen der Kirchsteig von Neudörfchen nach Seyfersbach und die Straße von Mittweida nach Dresden, eine Waldung bei Geyer heißt der „Hahnrück“ (ursprünglich Hainrücken). Bei Oberlungwitz existierte früher ein „oberes und unteres Hahnholz“, ersteres befand sich an der Stelle des jetzigen Gottesackers zu Ernstthal (Gumprecht, Lindenblätter von Oberlungwitz. 1863, S. 15.). Ein „Hainholz“ ist noch heute westlich vom Hüttengrunde bei Hohenstein auf den Karten namhaft gemacht.

Außerdem gibt es Ortschaften, deren Namen die Silbe “Hain“ enthalten, wie Stolzenhain, Altenhain u. a. Vom letzteren Orte vermutet Bahn in seinen historischen Nachrichten von Frankenberg (S. 12.), dass daselbst von alters her ein starker Verkehr gewesen sei und ein heidnischer Götzenhain gestanden haben müsse, welcher von ihm an der Stelle gesucht wird, wo das Vorwerk steht. Wenn Jacob Grimm (deutsche Mythologie, S. 45.) geneigt ist, die fast überall in Deutschland erscheinende örtliche Benennung „heiliger Wälder“ auf das Heidentum zurückzuführen, so gilt dies vielleicht auch von den Namen „heilige Wiese“ und „heiliger Born“. Eine heilige Wiese und ein heiliger Born liegen am untern Teile des Dorfes Königswalde bei Werdau. (Göpfert, Gesch. des Pleißengrundes, S. 308.)

Quellen: