Hexe verbrannt

  Mündlich von mehreren

Eine Frau aus der Herrschaft Merode war angeklagt, hexen zu können und wurde im Hexenturme zu Merode eingekerkert. Tag und Nacht wurde sie streng bewacht. Eines Abends wollte der Wächter der Gefangenen das Essen bringen. Als er den Schlüssel ins Schloß stecken wollte, hörte er die Gefangene sprechen: „Du hast mir bis jetzt geholfen, aber nun läßt du mich im Stiche.“ Der Wächter sagte am andern Morgen den Richtern, die Gefangene habe mit dem Teufel gesprochen. Damit war das Los der Hexe besiegelt. Auf dem „Schöbbich“ zu Echtz wurde sie verbrannt.

Nach anderer Erzählweise hatte man der Hexe, um sie, wie man glaubte, aller Macht zu berauben, alles Hauthaar abgeschnitten.

Es erschien ihr in der folgenden Nacht der Teufel. Auf die Vorwürfe der Frau, er habe sie im Stich gelassen, erwiderte der Teufel: „So lange du noch ein Haar auf dem Körper hast, können sie dir nichts machen.“ Diese Worte hatten die Wächter gehört und berichteten sie den Richtern. Man schor ihr deshalb das letzte Haar am Leibe ab und verurteilte sie, weil sie mit dem Teufel im Bunde stehe, zum Feuertode.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Indegebiet, 1914; Seehexen