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Der unheimliche Krebs bei Quitzdorf

  Handschrift des Präsid. v. Oertzen, im Archiv der Oberl. Ges. d. W.

Im Schöpsfluß bei Quitzdorf giebt es viele Krebse, darunter aber ist auch einer von riesenhafter Größe. Der hat Scheeren wie Menschenhände, aber ganz fürchterlich groß und schwarz behaart, und hat schon viele Menschen erschreckt. Vor etlichen dreißig Jahren krebste einmal um die Mittagsstunde ein Quitzdorfer Bauer im Flusse und hatte schon viele dieser Thiere gefangen und breitete sein Netz auf dem Walle aus, um sie zu zählen und dann nach Hause zu gehen. Da kommt plötzlich der Riesenkrebs aus dem Wasser her aus und mit schrecklich ausgestreckten Scheeren auf ihn zu gekrochen. Der Mann erschrickt, läßt seinen Fang im Stiche und läuft so schnell er kann nach Hause.

Dreißig Jahre später ereignete sich Folgendes: Ein anderer hatte ein mal im Schöps Krebse gefangen und trug sie nach Hause. Plötzlich ward ihm die Last so seltsam schwer und immer schwerer. Er nimmt den Garnsack vom Rücken, um nachzusehen, und gewahrt zu seinem größten Schrecken, daß er den Riesenkrebs im Netze hat. Er, beherzter als jener, sucht ihn los zu werden, vermag es aber nicht, ladet daher, da er die übrigen Krebse nicht im Stiche lassen will, wieder auf und kann die schwere Bürde kaum nach Hause bringen. Ganz athemlos angekommen, bindet er den Garnsack auf. Da war der Riesenkrebs verschwunden.

Anmerkungen: Der Krebs ist ein Wasserdämon gleich der Wasserschlange in der Lübbenauer Sage. In dem Mohrinersee liegt ein großer Krebs mit einer Kette an den Grund angeschlossen. Wenn er sich einmal losreißt, geht die ganze Stadt unter. (Kuhn, Märk. Sag. S. 246.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862