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Der Basilisk in Budissin

  Gräve, Volkssagen. S. 82. 
  Budissin. Chronik. N. L. M. Bd. 36. S. 178.

Wenn ein Hahn zwanzig Jahre alt ist, legt er ein Ei in den Dünger, welches dessen Wärme ausbrütet und ein Geschöpf erzeugt, das die Gestalt eines Huhns, die Flügel eines Drachen, den Schwanz einer Eidechse, den Schnabel eines Adlers, die Klauen eines Tigers und überdies eine rothe Krone auf dem Kopfe und lauter schwarze Borsten am ganzen Körper hat. Seine Augen sind grün, und wen er ansieht, der wird durch seinen Blick vergiftet. Solch ein Ungethüm nennt man einen Basilisken.

Eine alte Budissiner Chronik meldet von einem solchen Folgendes: Aus dem von den Fleischbänken zur Schülergasse führenden, links die Ecke bildenden Hause (gegenwärtig No. 210.) ist ein schrecklicher Basilisk, der mit seinem Anblick viel Menschen vergiftet, auch sonst allerhand Unheil an gestiftet, getreten, bis endlich ein kluger Mann sich über und über mit Spiegeln behangen hat, worein das Ungeheuer geblickt, darauf geborsten und somit durch sein eigenes Gift getödtet worden.

Anmerkungen: Wahrscheinlich kam der Basilisk aus einem Keller. Es hat Leute gegeben, die ein solches Thier in einem dunklen Keller jahrelang hatten. (Nork IX. 962.) Die Krone rechtfertigt vielleicht seinen Nameu (baouloxos = regulus). Plinius (8., 21.) verlegt seine Heimath nach Cyrenaica. Seine Größe beträgt zwölf Finger, er geht aufrecht. Sein Zischen verjagt alle andern Schlangen. Er tödtet die Gesträuche und versengt das Gras durch seinen Anhauch.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862