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Der feurige Drache

  Mündlich von einem Bauer aus Döbern

Ein Mann aus Döbern hat den Drachen schon oft ziehen sehen. Einmal, als er früh aus seiner Hausthür herauskam, huschte der Drache an ihm vorbei übers Thor hinweg, daß die blauen „Kullerchen “ nur so stoben. Ein ander Mal sah er ihn von Tzschernowitz aus übers Feld ziehen, gar nicht hoch, ganz blau, vorn dick, hinten mit einem langen Schwanze.

Als junger Kerl stand er mit mehreren Genossen vor den Fenstern der „Spinte“. Da waren sie auf einmal in hellem Feuer; denn der Drache zog über das Dach und in der Feueresse des Nachbarhauses verschwand er. Ein alter Mann sagte dazu: „Das ist mir nichts Neues, den habe ich schon oft ziehen sehen.“

In Döbern giebt es Leute, die den Drachen haben. „Wo sollte denn der Reichtum sonst herkommen? Andere haben doch auch Wirtschaften und größere, denn sie!“ meinte der Erzähler.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894