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Der Haselwurm

  Frenzel, hist. nat. II. 1027. msc. N. L. M. Bd. 36. S. 179.

Um's Jahr 1598 hat sich an der schlesischen und oberlausitzischen Grenze ein greulicher Wurm oder Drache, etliche Ellen lang, mit grün und gelbem Leibe, am Kopfe wie eine Katze gestaltet, eine geraume Zeit in Bergen und Gebüschen sehen lassen und ist den Leuten, die nach Pilzen und Haselnüssen ausgegangen sind, nachgeschlichen, hat auch zwei Mägdlein, die um jene Zeit verloren gegangen, zweifelsohne aufgefressen.

Anmerkungen: Der Haselwurm hält sich unter Haselgebüschen auf. Die Hasel ist ein Feenbaum, z. B. in dem Märchen von Aschenputtel (Grimm's Kindermärchen No. 21.). Mit Haselruthen bezwingt man die Hexen (Prätorius, Blocksberg S. 115). Daß man nicht unter Haselsträuchern einschlafen soll wegen der Elfen, daß Träume unter dem Haselstrauche von besonderer Bedeutung sind, ist allgemeiner Aberglaube. Daß hier der Drache einen Katzenkopf hat, erinnert an die Sage aus der Edda, wo Thor in Jotunheim bei den Reifriesen vergeblich versucht, eine eisenfarbige Katze zu haben, von der ihm hernach der Riese vertraut, daß es die Mitgardsschlange gewesen sei, die sich um das ganze Meer geringelt hat.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862