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Wie verschafft man sich Wechselgeld?

  Mündlich aus Guben

I

Wer einen Wechselthaler haben will, stecke in der Sylvester(Andreas)-Nacht einen schwarzen Kater (Kohlen) in einen Sack und gehe damit auf den Marktplatz. Hier laufe er, wenn die Glocke 12 geschlagen hat, dreimal um die Stadt- und Hauptkirche und klopfe bei jedem Mal dreimal an die Kirchthür. Dann kommt ein Mann, der Teufel, und giebt ihm einen Wechsel- oder Heckethaler, den der Besitzer immer wieder in der Tasche vorfindet, so oft er ihn auch ausgegeben hat.

Doch muß der Sack gut verknüpft sein, damit ihn der Teufel nicht eher zu öffnen vermag, bis sich der Mensch mit dem Thaler unter ein Dach gerettet hat. Wenn nämlich der Teufel den Kater im Sacke findet, so zerreißt er ihn; ist aber der Mensch noch nicht unter Dach und Fach, so kostet es ihm das Leben.

II

Wenn man an einen Kreuzweg kommt und eine Kupfermünze findet, so muß man sich hinlegen und sie mit der linken Hand über die rechte Schulter aufheben, dann hat man in der Münze einen Hecepfennig 1). Den muß man zu einem Professor (Profoß?) tragen und besprechen lassen, darauf zu Hause in Papier packen.

Sieht man alle vier Wochen einmal nach, so findet man jedesmal neben dem Hecepfennig eine andere Münze. Das erste Mal ist es ein Pfennig, das zweite Mal ein Zweipfennigstück und so fort bis herauf zu einem Goldstück.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894


1)
Anmerkung Sagenwiki: Die Heckmünze (je nach Wert auch als Heckpfennig, Heckgroschen, Hecktaler usw. bezeichnet) entstammt dem volkstümlichen Aberglauben. Der Begriff leitet sich ab vom althochdeutschen hecken (‚vermehren‘, ‚fortpflanzen‘). Es soll sich dabei um wundersame Geldstücke handeln, die sich im Geldbeutel vermehren oder die stets zu ihrem ersten Besitzer zurückkehren oder dafür sorgen, dass dessen Geldbeutel nie leer wird. Im übertragenen Sinne wird der Ausdruck für einen kleinen, aber sich später auszahlenden Investitionsbetrag gebraucht. Nach der Mythologie kann man eine derartige Münze in der Neujahrsnacht oder in einer der zwölf Rauhnächte, vorzugsweise in der Nacht auf Adam und Eva (27. auf 28. Dezember), vom Teufel an einem Kreuzweg bekommen. Quelle: Wikipedia