<< Der Zauberspiegel | Niederlausitzer Volkssagen | Das Zauberbuch >>

Zauberspiegel und Zaubergeld

  Mündlich von Gastwirt Borchert in Lahmo

Eine Frau in Balkow, Kreis Weststernberg, hatte einen Spiegel, den sie gern los sein wollte. Auf ihre Kinder wollte sie ihn nicht vererben; darum ließ sie sich den Hütejungen in die Stube kommen und sagte zu ihm: „Sieh mal in den Spiegel!“ Der Knabe dachte sich nichts dabei, schaute hinein und erblickte einen Mann darin, dessen Leib vollständig mit Geldstücken überklebt war.

Während er aber in den Spiegel sah, schnitt sich seine Wirtin hinter ihm den Hals durch. Der Hütejunge wurde nun den Spiegel nicht mehr los; aber so oft er jetzt auch in die Tasche griff, er fand stets Geld darin.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894