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Der Zauberspiegel

  Mündlich

I

In Steinsdorf wurde einer Frau Flachs gestohlen. Um den Dieb kennen zu lernen, ging sie nach Bärenklau zu einer Frau, die einen Zauberspiegel hatte. In demselben sah sie die Nachbarsfrau mit dem Flachsbündel laufen.

II

In Guben hat eine kluge Frau einen „Sichtspiegel“; das ist ein großes Buch. Wenn sie das aufschlägt und schaut hinein, dann sieht sie alles.

III

Zwischen Rotsemke und Mucro, Kreis Sorau, wohnte im freien Felde ein kluger Mann, der einen Erzspiegel hatte. In diesem konnte eine Frau den Menschen sehen, der ihrem Kalbe den Hals umgedreht hatte. Später wohnte der kluge Mann in Sommerfeld. Wenn Frauen, die von der Sahne keine Butter bekamen, zu ihm gingen, dann sagte er: „Ich werde mal buttern!“

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894