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Die lustigen Geister auf dem Knappberge

  O. u. N. L. Chronik S. 112. Breslauer Handschrift No. 20.

Auf dem Knappberge zwischen Gerlachsheim und Marklissa wohnen schon seit den ältesten Zeiten lustige Geister, denen es besonders Vergnügen gewährt, den Menschen einen Schabernack zu spielen und sie an der Nase herum zu führen. Mancher Vorübergehende, der den Weg im Schlafe zu finden sich getraut hätte, wird von ihnen Stunden lang in der Irre herum geführt, so daß er in ganz andere Dörfer geräth oder gar plötzlich wieder da ankommt, wo er hergekommen ist.

Der Gutsbesitzer von Hartmannsdorf macht sich eines Morgens zu Pferde nach Görlitz auf. Er ritt recht rasch und ist bald in Moys, dem letzten Dorfe vor Görlitz. Da befremden ihn plötzlich die Thürme auf dem Schlosse, die er noch nie gesehen. Fast möchte er glauben, sein eigener Hof sei nach Moys versetzt. Er reitet durchs Thor, und siehe, ein neues Wunder! Die Seinen empfangen ihn staunend über seine schnelle Zurückkunft – denn er war richtig nach zweistündigem Ritte wieder auf seinem eigenen Gute angelangt. So machen's die lustigen Geister auf dem Knappberge.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862