<<< vorherige Sage | Zweite Abtheilung: Dämonensagen | nächste Sage >>>

Der große Leuchter

  Breslauer Handschrift No. 15. Preusker II. S. 118. 
  Sammlung von Schön No. 43. Msc.

Der große Leuchter heißt bei dem Volke um Meffersdorf ein Geist, der in Gestalt eines kleinen Flämmchens, das aber größer und höher an wachsen kann, ruhelos auf dem Hellerberge umherwandelt. Einst kommt ein Bauer spät aus der Schänke gegangen. Auf dem Hellerberge angelangt, sieht er in einer kleinen Entfernung den großen Leuchter schweben und spottet über ihn. Augenblicklich hüpft der Geist neben ihm hin und begleitet ihn bis an seine Hausthüre. Der Bauer tritt in sein Haus und wirft, während er die Thüre verschließt, dem schlimmen Begleiter noch eine Menge von Schimpfreden zurück, brüllt aber alsbald vor Schmerz laut auf – denn alle seine Haare auf dem Kopfe entzünden sich plötzlich und brennen über und über lichterloh.

Auf dem Knappberge bei Schadewalde zeigt sich ein anderer Geist, der denselben Namen führt. Er gleicht aber einem menschlichen Gerippe, dem aus allen Rippen Lichter brennen. Den Wanderern, welche am Knappberge vorüber kamen, gesellte er sich zur Seite und leuchtete ihnen. Die Leute, welche in früheren Zeiten von Schadewalde und Marklissa aus ihren Weg nach Reichenberg in Böhmen nahmen, um daselbst Korn einzukaufen, haben ihn jedesmal leuchten sehen. Erst zu Anfange des 7jährigen Krieges ist dieser große Leuchter verschwunden.

Auch auf den feuchten Wiesen von Gießmannsdorf und auf den Feldern von Reibersdorf treibt ein solcher Feuermann sein Wesen. Dort heißt er der Feuerhusar.

Anmerkungen: Hellerberg, auf alten Karten Höllenberg und Hollenberg geschrieben, erinnert mich an Hela, Hölle, und Frau Holle, ohne daß ich eine besondere Beziehung zu diesem Kobolde nachweisen könnte.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862