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Die Wasserfrau rächt sich an einem Fleischerburschen zu Zittau

  Schön S. 72. msc

Oft kam die Wassermannsfrau nach Zittau, um Fleisch einzukaufen. Sie pflegte dabei immer ihren Weg durch ein kleines Pförtchen in der Straßen mauer zu nehmen. Einstmals kam sie auch zu einem Fleischer und wollte ein Stück Fleisch kaufen. Als es ihr der Bursche zurecht hacken wollte, hielt sie das andere Ende fest und der Bursche hackte ihr mit seinem Beile aus Unvorsichtigkeit einen Finger ab. Die Wasserfrau schrie laut auf und rief zornig: Warte nur, dafür sollst Du schon noch mein werden, lief wehklagend davon und ließ sich nicht wieder sehen.

Der Meister ließ nun den Burschen drei Monate lang nicht über Land gehen, um Einkäufe zu machen, damit ihn nicht etwa die Wasserfrau sammt dem Vieh mordete. Aber nach dieser Zeit erlaubte er es dem Burschen und schickte ihn aus, auf einem nahe gelegenen Dorfe ein Stück Vieh zu holen. Der Bursche mußte auf seiner Wanderung über einen ganz kleinen Graben, in dem nur ein ganz klein Wenig Wasser war. Als er dahinüber ging, packte ihn die Wasserfrau, tauchte mit ihm unter und ertränkte ihn in der Pfütze.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862