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Wasserfrau als Kindbetterin

  Nach Schön.

In dem Hartmannsdorfer Bache bei Schadewalde treibt der Wassermann sein Wesen. Oft hängt er an den Ufern seines Baches bunte Bänder und Tücher auf, um Kinder und Erwachsene herbei zu locken und in sein nasses Reich hinab zu ziehen.

Er ist verheirathet, aber seine Frau lebt getrennt von ihm in der Gegend von Zittau. Als sie einmal in die Wochen kommen sollte, fürchtete sich die Hebamme sehr. Aber eines Tages kam der Wassermann und lud sie ein, seine Frau zu entbinden. Er sagte, sie brauche sich gar nicht zu fürchten, nur sollte sie sich nicht umsehen. So folgte sie. Sie kamen zu einem Teiche. Der Wassermann schlug mit seinem Stecken dreimal ins Wasser und auf einer sicheren Treppe stiegen der Wassermann und die Hebamme hinunter zu der schwangeren Frau. Diese ward glücklich entbunden, aber drei Tage lang mußte die Hebamme unten bleiben und täglich die Stube des Wassermanns auskehren. Was sie auskehrte sollte sie sammeln: das sollte ihre Belohnung sein. Aber es war ein ganz gewöhnlicher Kehricht. Doch nahm sie's beim Abschiede mit nach Hause und legte es in ihre Lade. Als sie aber nach einigen Tagen nachsah, da waren es lauter blanke Dukaten.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862