Pater Schaaf zitiert den Teufel

  Mündlich aus Stolberg

Von 1723 bis 1802 sollen Kapuzinerpatres in Stolberg den Pfarrgottesdienst versehen haben. Von einem Pater läuft eine Teufelssage um, die auch in der Umgebung von Stolberg im Volksmunde in oft verschiedener Gestalt lebt. In Stolberg entnahm ich sie in folgender Form:

Pater Schaaf war ein beliebter Volksredner, dessen Predigten oft von Andersgläubigen besucht wurden. Einmal predigte er vom Teufel in der Hölle. Kurze Zeit darauf wurde er von Protestanten, die der Predigt beigewohnt hatten, zu einem Mahle eingeladen. Nach dem Mahle wurde eine verdeckte Schüssel rundgereicht. Neugierig nahm der Pater den Deckel ab und sah in der Schüssel eine geladene Pistole. Auf seine Frage, was das bedeute, drohte man ihm, ihn mit der Pistole zu erschießen, wenn er ihnen nicht augenblicklich beweise, daß es einen Teufel gäbe.

Nur mit Widerstreben ging er endlich ans Werk. Er nahm sein Brevier heraus und betete. Nicht lange danach erschien der Teufel in der geöffneten Türe, mit Ketten rasselnd und einem Pferdefuße. Der Teufel ging rund und sah jeden Anwesenden mit bangem Blicke an, und alle erschraken. Da baten die Protestanten den Pater, er möge doch das Ungeheuer entfernen. Dazu verstand er sich erst dann, als sie eine hohe Summe Geldes zum Besten seiner Pfarrkinder zusammengelegt hatten.

Er eilte zur Pfarrkirche und holte seine Stola. Er fing nun an zu beten, und endlich entwich der Satan, einen starken Schwefelgeruch hinter sich lassend. Er fuhr in einen nahen Berg oder einen Baum. Aus dem zusammengebrachtem Gelde ließ der Pater das Sakramentshäuschen an der Pfarrkirche anschaffen, oder wie andere sagen, eine goldene Monstranz anfertigen.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de