Wie eine Kirche zu Stolberg zu einer goldenen Monstranz kam

  Mündlich

Ein Kaplan von Stolberg hatte einmal in der Kirche, in der auch einige reiche Protestanten zugegen waren, von der Hölle gepredigt. Kurz darauf wurde er von ihnen zu einem Mahle eingeladen. Als man zu Tische saß, reichte man zuerst eine verdeckte Schüssel rund.

Der Kaplan hob neugierig den Deckel auf uns sah in der Schüssel eine Pistole liegen und fragte die Herren, was das bedeute. Darauf erwiderten sie: „Wenn Sie uns jetzt nicht beweisen, daß es einen Teufel gibt, dann werden Sie mit einer Kugel totgeschossen.“ Sogleich ließ sich der Kaplan sein Brevier bringen. Alles wurde fest verschlossen, uund der Kaplan sprach: „Kein Wort darf gesprochen werden, bevor ich auf dreimaliges Klopfen auf die Türe 'Herein' gerufen habe.“

Der Geistliche gab sich ans Beten, und alle waren gespannt der Dinge, die da kommen würden. Nach langem Beten klopfte es zum erstenmal auf die Türe, bald darauf zum zweitenmal. Als es aber zum drittenmal klopfte, und der Geistliche „Herein“ gerufen hatte, erschien in der von selbst geöffneten Türe ein rabenschwarzer, zottiger Hund. Einen solchen üblen Geruch verbreitete er im Zimmer, daß man sich nicht mehr darin aufhalten konnte.

Alle Anwesenden waren entsetzt sagten, er habe das Ungetüm hereingebracht, er solle es auch wieder entfernen. „Das will ich tun,“ erklärte der Kaplan, „jedoch zur Strafe verpflichte ich Sie, das Geld vorher zu einer goldenen Monstranz zusammenzulegen.“ Gern willigten die Herren ein, und der Geistliche entfernte den Teufel. So kam eine Kirche zu Stolberg zu ihrer goldenen Monstranz.

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de