Erscheinung eines Toten

  Von Herrn Reuschenberg aus Gressenich

Ein Mann aus Vicht kam mit dem Fuhrwerk eines im Kriege stehenden Mannes zur Nachtzeit von Aachen nach Vicht zurück. An dem Tore des Vichter Friedhofes blieb das Pferd plötzlich stehen und war trotz vieler Peitschenhiebe nicht von der Stelle zu bringen. Es bäumte sich hoch auf und gab alle Zeichen großer Furcht zu erkennen.

Der Fuhrmann ging vorne zu dem Tiere. Da sah er auch die Ursache der Erregung des Pferdes. An dem Tore des Friedhofes stand eine in Weiß gekleidete Gestalt, in der er einen längst Verstorbenen erkannte. Mittlerweile nahte das Ende der Mitternachtsstunde heran, und Schlag 1 Uhr war die Gestalt verschwunden. Das Pferd ging nun ruhig seines Weges, aber dicker Schaum bedeckte noch lange das Tier.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet