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Holzweiblein's Knaul

  Büsching I. 149. Gräve S. 56. Preusker I. S. 52. K. Haupt 1. c. No. 17.

Es war einmal eine Frau, die hatte sich die Gunst des Holzweibleins erworben und das Holzweiblein gab ihr einen Knaul Zwirn zum Geschenk. Wickle davon, sprach das Weiblein, so lange Du willst, er wird nie auf hören; aber hüte Dich wohl nachzuforschen, ob er ein Ende habe. Also hatte die Frau einen Knaul und strickte davon und er hörte nimmer auf. Aber sie war eine gar neugierige Frau, und einstmals machte sie den Knaul auf und guckte hinein, ob sie kein Ende sehen würde. Da sprang auf einmal das Ende heraus und der Knaul dauerte nur noch bis zu diesem Ende; da hatte sie doch was für ihre Neugierde.

Eine andere Frau bekam vom Holzweiblein für geleistete Dienste eine Spille voll Garn geschenkt. Nach Hause gekommen, begann sie sogleich das Garn abzuweifen. Als sie nun einen Strähn und dann noch einen und dann einen dritten abgeweift hatte und das Garn immer noch nicht alle war, da rief sie ungeduldig: „Der Donner, das hat auch gar kein Ende!“ Im Nu war das Ende da.

Anmerkungen: Ein Märchen mit tiefsinniger Moral, in dem wieder das Holzweiblein gerade so erscheint, wie anderweitig Frau Holle und die norddeutschen Zwerge, welche eben so mit einem nie endenden Garnkmaul begaben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862