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Holzweiblein's Kuchen

   Büsching I. 150. K. Haupt, l. c. No. 15

Ein Bauer aus Spitzkunnersdorf ackerte einst gegen Abend noch auf seinem Felde, welches am Fuße des Forsten lag, und bis an den Busch hin sich erstreckte. Da hörte er ein Geräusch und mehre Weiberstimmen, und als er sich umsah, da dampfte der Gipfel des Berges und eine Menge Holzweibel waren da, die buken Kuchen. Der Bauer bekommt Appetit und wagt endlich die Bitte, auch für ihn einen Kuchen mitzubacken; und siehe da, wie er den nächsten Morgen aufs Feld kommt, findet er auf dem Raine neben seinem Acker den allerschönsten Kuchen von der Welt.

Anmerkungen:

Zwerge sind Freunde der Pflügenden. Eine ganz ähnliche Sage bei Grimm D. S. N. 298., im Volksb. 1844 S. 91., v. d. Hagens Germania 9, 27., Mone, Anzeiger 1838, Wolf, hessische Sagen Amm. S. 193., Rochholz, Aargauer S. 281., Grimm, Mythologie 423. Sie ist in Westflandern eben so zu Hause wie in der Schweiz, auf der Lüneburger Haide wie in den lausitzischen Bergen. Zwerge sind Meister im Backen, daher ihre Kuchen- und Brodgeschenke und wiederum ihre Broddiebstähle. Die Schweizersage kennt Höhlen als Backöfen der Zwerge (Rochholz S. 335.). Fischart (Gargantua c. 3.) nennt die Zwerge Backofendrescherlein.

Wenn in der Gegend von Zittau einmal die Berge recht dampfen, sagen die Bauern: die Holzweiblein kochen Kaffee. Kuchen sind Symbole ber Fruchtbarkeit. Die Kuchen der Astarte (Jer. 7, 8.), wie die Isisbrödchen (CIem. Al. Protr. p. 14) und die Marienkuchen der Collyridianerinnen (Epiph. haeres. 72), die Höllenzöpfe der Christnacht, die Hochzeitsbaben der Lausitzer haben alle dieselbe Bedeutung. Babu = Weib = Hebamme = Kuchen. Auch vergleiche libum und liberi, Kuchen und Küchlein, layavov und layvog.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862