Der Schatz in der Eschweiler Burg

Früher, ehe noch Fritz Englerth die Burg Eschweiler besaß und umbaute, war es nimmer geheuer darin. Es war ein großer Brunnen dort, und wenn man da Wasser holte, klopfte immer etwas den Schöpfenden auf die Schulter. Man sah aber nichts. Auch in der Burg selbst fing allemal zur Mitternacht in einem Zimmer ein unheimlicher Spuk an, der dann durch das ganze Haus ging. Die Leute waren erschreckt.

Die Bewohner der Burg hatten das nun solange erlebt und ertragen, dass sie dessen müde wurden und die Burg verkauften. Der neue Käufer konnte so die alte Burg billig erwerben. Er war dessen froh, und allen, die ihn fragten, erklärte er einfach, er wäre nicht bange. Und er beschloss gleich zu erforschen, ob es denn mit dem Spuk seine Richtigkeit habe. Nachts gegen 12 Uhr setzte er sich in das Zimmer, in dem der Spuk sein sollte.

Und gleich bei Beginn der Mitternachtsstunde ging die Wand auf, und eine Gestalt kam hervor und winkte, er solle ihr folgen. Er ging der Gestalt nach, und sie ging durch die Räume die Treppe hinunter bis in den Keller. Im Keller winkte sie ihm, es hinge dort in einer Ecke ein Schlüssel, den er nehmen solle.

Dann führte sie ihn weiter im Keller bis an eine Stelle, wo sie ihm im Boden ein Loch zeigte, in das er den Schlüssel stecken sollte. Da entdeckte er eine Falltür, die der Mann auf die weitere Weisung des Geistes aufheben musste. Nun zeigte sich wieder eine Treppe, und die Geistergestalt ging hinunter und winkte dem Manne, zu folgen. Als sie unten waren, erblickte der Mann wieder einen unterirdischen Keller. Die Gestalt ging weiter und winkte, er solle ihr nachkommen.

Da kamen sie an eine Stelle, wo drei große Steintöpfe, „Bare“, standen, wie man sie früher zum Einmachen gebrauchte. Der Geist winkte dem Manne, er solle sehen. Und er sah, und die Töpfe waren voll Gold. Die Gestalt winkte und bedeutete ihm, das wäre nun alles sein. Damit verschwand der Geist. Er erschien fortan nicht mehr, und aller Spuk auf der Eschweiler Burg hörte nun auf. Der neue Besitzer aber war nun ein gemachter Mann.

Auf der Eschweiler Burg hatten drei Geschwister gelebt, welche zur Kriegszeit die drei Töpfe im tiefsten Keller versteckt hatten. Sie hatten keine Erben und machten auch kein Testament; so erbte eine von der anderen, bis auch zuletzt die letzte Schwester starb. Nun hatten die drei, deren Geld nutzlos in der Erde lag, keine Ruhe im Grabe, und darum kam die Gestalt der zuletzt verstorbenen Schwester jeden Abend, um sich einen zu suchen, der das Geld bekäme. Nun hatte sie in dem neuen Besitzer der Burg den mutigen Mann gefunden, dem sie den Schatz zeigen konnte. Die Schwestern waren nun erlöst, und die Gestalt erschien nicht mehr.

Später kaufte Fritz Englerth die Burg und baute sie um, wie sie heute noch steht. Seine Schwester „Juffe Trengche“ lebte mit ihm auf der Burg.

Quelle: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Indeland, Nr. 357; eifelon.de