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Der „dicke Turm“ in Guben

  Mündlich aus Guben

I

In den „dicken“ oder „runden Turm„ am Werderthor ist eine Nonne eingemauert worden. Sie soll gesagt haben: „So wahr ich unschuldig bin, so gewiß wird die Uhr auf diesem Turme nie richtig gehen.“ Sie geht auch nie richtig und wenn sie einmal mit der Uhr des Rathausturmes zusammenschlägt, so sprechen die Leute, nun käme bald Feuer aus.

II

Auch ein wendischer Fürst soll in dem Turme eingemauert worden sein. Früher ist bei Beit und Guben die ganze Gegend wendisch gewesen; da haben sich zwei Fürsten gegenseitig bekriegt und einer hat den andern gefangen genommen und ihn hier einmauern lassen.

III

Einmal haben sie einen Mönch in dem dicken Turme“ eingemauert. Er hat aber gesagt, wenn sie ihn einmauerten, würden sie nicht mehr aus dem Turme herausfinden. Bei Schwiebus in einem Walde sind sie herausgekommen.

IV

Im „ dicken Turme“ waren zwei unterirdische Gänge. Wenn jemand in diese hineinging, so kam er an ein Thor. Dort waren Beile angebracht; die schlugen herunter, und der Mensch war tot.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894