Die Stadt Gression in Hastenrath und Scherpenseel

  Mündlich aus beiden Orten

Wie eine alte Volkssage berichtet, hat die Stadt Gressiona auch in Hastenrath und Scherpenseel gelegen. Überall im Felde bezeugen dies alte Fundamente und rote Dachziegelstücke. Die Türken belagerten einmal die reiche und schöne Stadt, durch die der Omerstrom, der damals ein schiffbarer Fluß war, jetzt ein kleines Bächlein ist, floß.

Wie es den Türken bei der Belagerung der Stadt ergangen ist, weiß der Volksmund nicht mehr. Die Türken sollen gesagt haben: „Wenn wir kommen über den Rhein, werden wir bald an der Stadt Gression sein, und am Omerstrome werden wir unsere Pferde tränken.“

Gression war eine Römerstadt. Die Römer betrieben im Schieverling bedeutenden Bergbau, und großer Reichtum war in der Stadt. Die Sündflut kam und vernichtete alles. Im Schieverling will man dafür einen Beweis haben; denn die dortigen Bergwerke fand man später unter einer bis zu 20 Fuß hohen Sandschicht vergraben. Auch will man dort auf den Schlacken und im Sande Geweihe von Tieren gefunden haben, die jetzt nicht mehr vorkommen.

In Scherpenseel lebte immer die Sage, die Stadt sei durch die Sündflut untergegangen. In der Berger Heide fand man tief unter dem Sande ein altes Flußbett, das man als das alte Bett des Omerstromes ansah. Auf dem Bette lag Steingeröll, roter und dann weißer Sand, Kies usw., alles schön geschichtet, wie vom Wasser dahingetragen.

Eine alte Frau aus Hamich erzählte den Untergang der Stadt Gressiona mundartlich, wie sie die Sage immer von ihrem Großvater gehört haben will: „He hätt n grues Stadt gestande, die hesch Gressiona. Do ös de Söndflot komme, on de ganze Stadt ös ongegegange. Nu de Mure stohn noch en de Eäd. De Söndflot ös jo övveall gewäß, se wo och he.“

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de