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Der Marienbrunnen bei Rosenthal

  Ticin. p. 93. 
  Balbinus lib. 3. c. 5.

Die heilige Quelle nahe beim Kloster hat die heilige Jungfrau selbst emporsprudeln lassen, denn es war kein Brunnen da, als Bernhard das Kloster gründete. Da flehte er um eine Quelle, die den Durst der heiligen Frauen und frommen Pilgrime stillen könnte und auf der Stelle sprang ein Strahl des frischesten Quellwassers hervor. Dieser Marienbrunnen hat eine wunderbare heilsame Kraft und manchem Blinden schon das Augenlicht wiedergegeben, verdorrte Hände geheilt und andere Wunder verrichtet.

Anmerkungen: Die heilige Quelle ist wohl vor dem Kloster dagewesen und gehört zu der Menge von Heilbrunnen aus den Heidenzeiten. Vielleicht war sie der Ostara geheiligt, die einen ausgebreiteten Quellenkultus hatte, vielleicht auch später der Siba (vergl. I. No. 15). Der Hirsch in der Stiftungssage des Klosters hat wohl ursprünglich die Quelle gezeigt, was ein oft wiederkehrender Zug der Sage ist (Müllenhof Schlediv. S. N. 122). Der Hirsch ist Symbol der Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit - Mondsymbol. domous Hirsch Shau. προξ = Hirsch, owž = Thau.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862