Die Killewittchen (1)

  Mündlich von vielen aus Hastenrath und der Umgegend

Unfern des Dorfes Hastenrath ist eine Stelle, wo es noch heute im Killewittchen heißt. Dort sah man vor 50 Jahren einen großen Felsen aus Kalkstein, der jetzt vom Bergwerksverein beseitigt ist. In dem Felsen war eine große Höhle, in der kleine Steinbänke standen. Dort haben vor Zeiten die Killewittchen gewohnt. Das waren kleine Zwerge, die sich am Tage nie sehen ließen.

In der Nacht verrichteten sie ihre Arbeit. Dabei wollten sie nicht gesehen sein. Die Hastenrather wußten das und ließen sie in Ruhe; denn die Leute standen gut dabei. Zur Zeit der Ernte geschah es oft, daß die reife Frucht, die am Abend noch auf den Halmen gestanden hatte, abgeschnitten war und auf Haufen stand. Die Leute wußten gleich, wer das getan hatte. Wer seinen Pflug im Felde stehen ließ, fand des Morgens seinen Acker frisch gepflügt.

Die Killewittchen unterstützten bei ihrer Arbeit besonders die Bauern, die ihre Felder in der Nähe ihrer unterirdischen Wohnungen hatten. Eines Tages waren die Killewittchen fort; wohin sie sich gewandt, und warum sie fortgezogen sind, weiß man nicht. Es wird nur erzählt, vor ihrem Wegzuge hätten sie lange Zeit in der Erde gewühlt, ihre reichen Schätze in Säcke verpackt und mit auf die Reise genommen.

Eine andere Erzählweise verlegt die Wohnungen der Killewittchen auf eine Stelle südlich vom Dorfe Hastenrath, doch in die Nähe der Felsenhöhlen. Dort findet man im Boden noch Mauerreste und sonstige Baustücke, besonders die roten Dachpfannen, die von den Wohnungen der Killewittchen herrühren sollen.

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de