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Die Blutflecken im Schlosse zu Zwecka

  Mündlich. Sammlung von Schön No. 17. Msc.

Ein früherer Besitzer des Ritterguts Zwecka bei Seidenberg hatte eine ungerathene Tochter, sein einziges Kind; die führte einen schlechten Lebenswandel, entehrte ihr adeliges Geschlecht und kränkte den rechtschaffenen Vater auf jede Weise. Der alte, kranke und schwache Ritter beschloß endlich, sie zu enterben und schickte seinen Diener zum Gerichtshalter, damit er das Testament aufsetze.

Da das die böse Tochter erfuhr, wollte sie es hintertreiben und vergab dem unglücklichen Greis 'geschwind in einer Tasse Thee. Als nun der Leichnam des Vergifteten auf dem Paradebette ausgestellt wurde, platzte ihm der Leib auf und das Geblüte spritzte aus dem Sarge bis an die Wand des Zimmers. Also ward die Schandthat verrathen und geoffenbart.

Diese Blutflecke sind seitdem nicht wegzubringen und noch jetzt zu sehen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862