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Messer, Schwert und Kreuz an der Dreifaltigkeitskirche in Zittau

  Büsching IV. 167. 
  Segnitz 1. 216. 
  Moraweck, Nachrichten S. 8. 
  Grässe, S. 516.

Beim Baue der heiligen Dreifaltigkeitskirche zu Zittau hat unter den Maurern ein Lehrling mit seinem Meister um die Wette gearbeitet, um zu sehen, wer einen Pfeiler der Kirche eher als der andere vollendet haben werde. Beide haben also zu gleicher Zeit angefangen und sich tapfer dazu gehalten. Darnach aber ist der Lehrling mit seinem Pfeiler eine ziemliche Zeit eher als der Meister fertig geworden, hat also die Wette vor dem letzteren gewonnen, was diesen dermaßen geärgert hat, daß er den Lehrling, ehe dieser es sich versehen, meuchlings ermordet hat. Zum Lohne dafür ist dem Maurermeister der Kopf mit dem Schwerte vor die Füße gelegt worden. Seit dieser Zeit nun sind an jener Stelle, wo die That geschehen, sowohl Messer und Schwert als ein Todtenkreuz zu sehen bis auf den heutigen Tag. Auch zeigt man noch die beiden „Wettepfeiler“.

Anmerkungen: Die Lausitz ist überaus reich an soichen steinernen Mord- oder Todtenkreuzen. An viele knüpfen sich Sagen. Dr. Bösigk (Mittheilungen des fgl. sächl., Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Heft 10. S. 31 Flg.) bemerft mit Recht, daß die Lausitz sich dadurch vor den Nachbarländern auszeichne, was nicht von größerer Moralität, sondern von nach haltigerer Pietät Zeugniß ablege. Die Zahl dieser Kreuze war aber früher viel größer. So sind z.B. vor dem Frauenthore in Görlitz vier solche Denkmale, von denen die Chroniken erzählen, nicht mehr aufzufinden.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862