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Die Steinkreuze am Kirchhofe zu Wellmitz

  Mündlich aus Wellmitz

In Wellmitz giebt es fünf alte Steinkreuze. Das eine befindet sich in der Kirchhofsmauer, zwei stehen außerhalb, zwei innerhalb derselben. An drei von ihnen knüpft sich die nachfolgende Sage:

Vor fünfzig Jahren lebte in Wellmitz ein Großbauer, der vier Söhne hatte. Zwischen diesen war immer nur Zank; denn jeder wollte die Wirtschaft haben. Eines Sonntags gingen die Eltern in die Kirche. Da zankten sich die Brüder wieder und gingen auf den Hof, und der erste nahm eine Sense, der zweite einen Dreschflegel, der dritte eine Heugabel und der vierte eine Axt, und sie gingen damit auf einander los. So kamen sie bis auf die Dorfstraße. Dort wurden dem jüngsten beide Beine abgeschlagen; dem einen wurde der rechte Arm abgehauen, dem dritten der Kopf.

An dem Ort, wo dies geschah (an dem Kirchhof) wurden drei Steine gesetzt. An dem einen Steine fehlen die Beine; man sieht nur Kopf, Rumpf und Arme. Der andere hat bloß einen Arm; am dritten fehlt der Kopf. Der vierte Sohn, der nachher die Wirtschaft bekam, hat auch die Steine setzen lassen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894