Der Judenfriedhof

  Mündlich von vielen aus Gressenich und Umgebung

Am Köttenicher Wege, unfern der Einmündungsstelle dieses Weges in die Landstraße von Gressenich nach Hastenrath, liegt ein langer, schwerer Stein, unter dem vor 60 bis 70 Jahren ein Jude begraben worden sein soll. Eine Stelle in der Nähe heißt in Wirklichkeit „am Jüddekerchhoff“. Die alten Leute, die dem Begräbnisse des Juden beigewohnt haben, erzählen, der Rabbiner habe bei der Einsenkung des Sarges dem Toten folgende Worte ins Grab gerufen: „Kommst du zu Zimmermannssohn, so steinige, steinige ihn; kommst du aber zu Abraham, so grüße ihn meinetwegen, meinetwegen.“

Bei dem jüngeren Geschlechte hat sich daraus folgende Sage entwickelt: Wo der lange, große Stein am Köttenicher Wege liegt, ist ein Jude begraben. Dem Toten hatte man viele Steine, Nadel und Zwirn in den einfachen Holzkasten, in dem er ruhte, gelegt. Mit den Steinen sollte er Davids- oder Jehovassohn steinigen, wenn er zu ihm käme. Zwirn und Faden sollten dazu dienen, sein Kleid zu flicken, wenn es auf dem dornigen Wege in die Ewigkeit zerreiße.

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de