<<< vorherige Sage | Dritte Abtheilung: Ortssagen | nächste Sage >>>

Schiheer und der Hirsch bei Waldau

  Nach Schön's Handschriftlicher Mittheilung

An der Straße zwischen Görlitz und Waldau sind zwei sehr alte Wirthshäuser. Das erstere, eine halbe Stunde von Schüßenhain, heißt „Schibeer„, das andere, eine halbe Stunde weiter, heißt, der Hirsch“. Schiheer hat früher zu Günthersdorf (einer böhmischen Enclave mitten im sächsischen Gebiete) gehört. Dort residirte ein Graf Schlick, der hatte einen treuen Knecht, der ihm einmal das Leben gerettet hatte, als er auf der Jagd einen Hirsch verfolgte und dabei mit seinem Pferde in einen Sumpf gerieth. Der dankbare Graf schenkte dem Knechte den todten Hirsch und sagte: „Schneide dir Riemen aus der Hirschhaut. So viel Land du damit abmessen kannst, soll dein sein.“ Das that der Knecht, bauete mitten in das gewonnene Land ein großes Haus und wurde ein reicher Bauer.

Als der Graf einmal wieder in die Gegend kam und seinen vormaligen Diener besuchte, da sprach derselbe dankbar und ehrerbietig: „Sieh Herr, das ist dein Werk. Aus diesem „sieh Herr“ soll Schibeer entstanden sein. Später bauete er noch ein Haus und nannte es nach dem Hirsch, der sein Glück gegründet hatte.

Andere erzählen von einem treuen Diener, Namens Hirsch, dem ein Herr von Warnsdorf auf Waldau, um ihn von sich zu entfernen (?), diese äußerste Grenze seines Gutes aitgewiesen habe, daß er sich dort ans bauen könne.

Anmerkungen: Vgl. auch die Teufelssage von Waldau Th. I. 110.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862