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Das aufhockende Waldgespenst

  Brieflich durch Pastor Böttcher in Nieder-Jeser.

Am heiligen Abend vor Weihnacht 1842 fuhr der Gärtner(Viertelbauer) Gottlob Neugärtner aus Zauchel mit seinem Vater in die Gräfliche Heide, dort ein Fuder Nadelstreu zu entwenden. Als sie das Aufladen beendet hatten und im Begriff waren abzufahren, tönten die Glocken vom Kirchturm zu Nieder-Jeser, wo Zauchel eingepfarrt ist, zu ihnen herüber, welche die kirchliche Feier der Christnacht einläuteten, was stets nachmittags 5 Uhr geschieht.

Eben schreiten die beiden Männer vorwärts, der Vater lenkt vorn die Zugtiere, und der Sohn geht hinter dem Wagen her. Da fühlt der Sohn, daß ihm etwas auf den Rücken springt, das er nicht abschütteln kann und wie eine schwere Last mitschleppen muß, bis er das Thor des Gehöfts erreicht hat. Nun wird der Mann frei, erzählt seinem Vater, was ihm geschehen, eilt in das Wohnhaus, legt sich zu Bett und verliert die Besinnung, die auch nicht wiederkehrt, bis er am 5. Januar 1843 stirbt.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894