Der Hollunder

  Mündlich aus Gressenich und anderen Orten

Der Hollunderstrauch (Höelängterstruch) war ehedem ein schöner Baum, dessen Blätter und Blüten lieblichen Duft verbreiteten. Seit Judas nach seinem Verrate sich aus Verzweiflung an ihm erhängte, ist er verflucht. Er verbreitet unangenehmen Geruch, ist zu einem Stauche geworden, und nur seine Blüten geben einen vorzüglichen Tee und erinnern noch an seine ehemalige heilsame Kraft.

In vielen anderen Orten gilt neben dem Hollunder die Weide als derjenige Baum, an dem sich Judas erhängt haben soll. Darum sei er so verkrüppelt, sterbe von innen allmählich ab, werde hohl und leuchte dann manchmal unheimlich in der Nacht zum Zeichen, daß er verflucht sei.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de