Berggeist als Helfer in der Not

  Mündlich aus Gressenich

Von meiner Mutter, die es von älteren Leuten vernommen hat, wurde mir in meiner Jugend von dem Berggeiste folgendes erzählt:

Es war Winter, und Weihnachten stand vor der Türe. Eine arme Witwe fror mit ihren Kindern in ihrer einfachen Lehmhütte. Um den Ofen einheizen zu können, fuhr sie mit ihrem Schlitten in den Wald, Holz zu holen. Es war bitterkalt, und das dürre Holz so gefroren, daß sie es kaum brechen konnte. Da stand plötzlich vor ihr der Berggeist in Jägerkleidung und fragte sie, wie es ihr gehe.

Nachdem sie ihm ihre Not geklagt hatte, erbot der Berggeist sich, ihr beim Einsammeln des Holzes zu helfen, was sie auch willig geschehen ließ. In kurzer Zeit hatte der Berggeist einen großen Haufen dürren Holzes zusammen, legte die Last auf den Schlitten und raste mit ungeheurer Geschwindigkeit den Berg hinunter zu der Wohnung der Witwe.

Das Weibchen konnte nicht beihalten und kam erst nach langer Zeit zu Hause an. Wie erstaunte die gute Frau aber da, als sie an der Stelle der Lehmhütte ein schönes, steinernes Häuschen stehen sah, aus dem ihre Kinder in feinsten Kleidern ihr entgegensprangen. Das alte, verschlissene Mobilar war in die schönsten Möbel umgewandelt. Nie brauchte die Frau mehr Holz zu holen; denn der Haufen ging nie zu Ende. Das hatte der Berggeist getan.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de