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Der Nachtjäger am Lauchdamm zu Ögeln

  Mündlich von Frau Hanschke in Oegeln

Vor vielen Jahren war in Forst neunmal hinter einander Feuer. Die Wirte von Oegeln machten sich dann gewöhnlich, wie es üblich ist, auf den Weg, um das Feuerlöschen zu helfen. Als das eine Mal drei von ihnen über Mehlen nach Ögeln zurückkehrten, fand sich unter dem Hange, einem Hohlwege, der Nachtjäger zu ihnen und ging auf dem sogenannten Lauchdamm, einem Wege, der unweit der Grenze gegen Zauchel und den Sorauer Kreis hinläuft und an dem sich zu beiden Seiten Strauchwerk, Eichen- und Erlengebüsch hinzieht, neben ihnen her. Dem Jäger fehlte der Kopf. Der Hund hatte glänzende Augen, die Zunge hing ihm lang aus dem Maule heraus, und er machte immer: Kiffke-kaffke! Kiffke-kaffke! An einem Kiefernstrauche, der sich dort am Wege befand, waren Jäger und Hund wieder verschwunden.

Aber nur einer von den drei Männern hatte den Nachtjäger gesehen und sich infolge dessen ganz still verhalten. Da fragten ihn die beiden andern, warum er denn gar nichts mehr sage. Er antwortete ihnen aber verwundert: „Habt ihr denn nichts bemerkt? An mir ist ja kein Faden trocken!“

Ein anderer Bewohner von Ögeln traf nachts einmal in der Nähe des Hanges einen Mann, der ihm gar nicht auffällig erschien;denn er hatte einen blauen Tuchrock mit schwarz übersponnenen Knöpfen an, wie jene von den Bauersleuten früher getragen wurden. Als er ihn aber grüßen wollte und eben den Mund aufmachte, um „guten Abend“ zu sagen, verschwand er ihm vor den Augen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894