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Geister im Schlosse zu Ossig

  Mündlich von Frl. Therese von Lemmers-Danforth in Guben

Im Schlosse zu Ossig befindet sich ein unterirdischer Gang, in welchem es spukt. Einmal ist jemand auf einem Pferde heraus geritten gekommen; den Kopf hat er unter dem Arme gehabt. Auf dem Boden des Schlosses bemerkte man oft Licht; ging man nachsehen, fand man nichts.

Einmal lag ein Herr des Schlosses an der Gicht krank. Da kam in einer Nacht hinter einem Bilde eine Gestalt hervor und ging oben an der Wand um die ganze Stube herum und verschwand wieder hinter dem selben Bilde. Ein Knecht wachte bei dem Herrn. Da fragte dieser den Knecht: „Schläfst du?“ „Nein, gnädiger Herr!“ „Hast du etwas gesehen?“ „Ja!“ „Was denn?“ Da er zählte der Knecht dasselbe, was der Herr gesehen hatte.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894