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Geisterspuk im und am Buderoser Schloß und an der dicken Eiche

  Mündlich aus Buderose

I

In dem schwarzen Saale des Schlosses spukt es; das Gesinde fürchtet sich in demselben. Im Keller befindet sich ein noch tieferer Keller. Dieser ist leer. In ihm giebt es ein tiefes Loch, in das schon viel Erde geschafft worden ist; aber man bekommt es nicht zu. Wenn man Licht hineinhält, so verlöscht es. In dem Loche wirtschaften Soldaten herum. Vom Schlosse aus geht nach dem Büreau ein unterirdischer Gang.

II

An der dicken Eiche spukt es; es soll sich an ihr jemand erhängt haben. Es heißt, in der Nacht gehe dort einer um. Manchmal hört man es in dem Baume schnarchen, als ob jemand schläft.

III

Unter der dicken Eiche sind fünf Kinder begraben, die der eigene Vater ermordet hat. In Buderose lebten ein Mann und eine Frau, die sehr arm waren und fünf Kinder hatten. Da zankten sich Mann und Frau alle Tage, und der Mann ging mit seinen fünf Kindern in einer Nacht fort und ermordete sie. Wo die dicke Eiche steht, sind sie begraben.

IV

Frau B… kam in der Nacht es war wohl auch um die zwölfte Stunde - mit ihrer Tochter und noch einem jungen Mädchen aus der Einbecke. Sie waren dort bei ihren Verwandten Flachs brechen gewesen. Vom dritten Niebikhebbel„1) aus lief ein großer schwarzer Hund neben ihnen her, die Zunge hatte er lang heraushängen. Er ist neben ihnen hergelaufen und hat gekeucht. An der dicken Eiche war er verschwunden. Die Mädchen fragten: „Mutter, was war denn das?“ Die alte Frau sagte: „Das ist mir nichts Neues, das geht mir jedesmal hier so; manchmal ist der Hund auch ohne Kopf.“

Ein Ertrunkener, der von der Neiße angeschwemmt worden ist, soll auf dem “ dritten Niebikhebbel„ begraben liegen.

V

An allen drei Brücken in der Nähe des Buderoser Schlosses ist es nicht richtig. Die Leute fürchten sich des Nachts beim Vorübergehen.

VI

Am Querdamm, der von der Neiße zum Schlosse führt, fand sich zu einem Manne aus Buderose, der in der Nacht dort vorüberging, ein Mensch ohne Kopf mit einem großen schwarzen Hunde. Der Mann bekam davon einen solchen Schreck, daß er Reißaus nahm und ganz außer Atem im Dorfe anlangte.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894


1)
Hebbel, Hügel