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Der Nachtjäger zwischen Mehlen und der Sacroer Neißebrücke

  Mündlich von einem Bauer aus Mehlen

Zwei junge Burschen aus Mehlen hüteten vor etwa 50 Jahren während der Nacht an der Sacroer Grenze die Pferde. Sie hatten sich in die Pferdedecken gehüllt und hingelegt. Dabei waren sie eingeschlafen. Als sie wieder aufwachten, sahen sie ihre Pferde nicht mehr, und sie machten sich schleunigst auf, sie zu suchen.

Da sie auf dem Wege zwischen Mehlen und Sacro Pferdegetrappel und Hundegebell hörten, glaubten sie, der Feldwächter von Sacro wolle ihre Pferde pfänden und nach seinem Dorfe treiben. Sie liefen darum, so schnell sie konnten, den Pferden nach. Schon dachten sie an der Sacroer Neißebrücke dicht hinter denselben zu sein; denn sie hörten nicht nur den Hufschlag deutlicher, sondern sie sahen die Pferde bereits. Indes auf der Neißebrücke waren diese plötzlich verschwunden.

Es fing nun gerade an zu tagen, und als die Hirten sich jetzt wieder rückwärts wandten und ihre Pferde an einer entfernten Stelle ruhig grasen sahen, wußten sie erst, daß es der Nachtjäger gewesen war, den sie verfolgt hatten.

Es ist dort oft vorgekommen, daß die Hirten, wenn sie des Nachts ein Pferd aufzäumen wollten, plötzlich gewahr wurden, daß das Tier keinen Kopf hatte.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894