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Die Schimmel in Christianstadt

  Mündlich aus Guben

In Christianstadt wurde eine Kaufmannsfrau begraben. Die Verwandten, die nachgegangen waren, blieben im Sterbehause beisammen bis gegen Mitternacht. Da klopfte es an die Thür. Das Dienstmädchen ging hinaus und fragte, wer da wäre. Da rief es von draußen: „Die gnädige Frau ist da!“ Drauf lief das Dienstsmädchen zum Herrn und sprach: „Die gnädige Frau ist draußen!“ Da sagte der Herr: „Ehe ich das glauben würde, müßten meine beiden Schimmel die Bodentreppe hinauflaufen und zum Bodenfenster heraussehen.“

Da ging der Herr hinaus, und siehe da, die Pferde liefen die Bodentreppe hinauf und sahen zum Fenster heraus, was sie heute noch thun.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894