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Der Reiter ohne Kopf und das gespenstische Pferd im Bärbusch

  Mündlich aus Guben

Als Guben noch Garnisonstadt war, hatte Franz in der Dreikreuzstraße auch einen Soldaten. Dieser ging so gern nach Tzschernowitz in die Spinnstube, und obwohl es der Oberst des Regiments verboten hatte, wagte er es dennoch.

Als er einmal in der Nacht von Tzschernowitz zurück nach Guben ging, kam im Bärbusch ein Reiter hinter ihm geritten. Soldat dachte, es wäre ein Gendarm, er fürchtete sich deshalb und trat ins Gebüsch. Da der Reiter näher kam, bemerkte der Soldat, daß derselbe samt seinem Pferde ohne Kopf war. An dem Grenzgraben zwischen Guben und Tzschernowitz verschwand der Reiter.

Am andern Tage erkrankte der Soldat infolge des großen Schrecks, den er bekommen hatte. Aus Furcht vor Strafe durfte er es nicht sagen, wo er seine Krankheit her hatte, dem Wirte erzählte er es aber.

Am Wege von Guben nach Tzschernowitz sieht man im Wirbelwinde ein Pferd und neben diesem einen Mann stehen, der seinen Kopf an das Pferd gelehnt und einen Geldsack umgeschnallt hat.

Im Bärbusch kommen nachts um 12 Uhr Reiter und Hunde. Von diesen haben manche keine Schwänze und Köpfe; sie laufen hinter den Pferden her. Die Reiter sprengen im Kreise herum.

Als einmal ein Mann durch den Bärbusch ging, kam ihm ein Pferd entgegengelaufen. Er dachte anfänglich, es wäre ein Pferd vom Postwagen; denn der Postillon fütterte manchmal in Stargardt, und er wollte es aufhalten. Da drehte aber das Pferd auf dem Wege um, blieb stehen und ließ den Mann nicht vorbei. Da er nun ausweichen und in die Heide gehen wollte, sah er einen Menschen an einer Fichte hängen. Das Pferd war ein Gespenst.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894