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Der bestrafte Knecht

  Mündlich von meiner seligen Mutter

Von Frauen, die in den Wochen sterben, sagt man, sie kommen wieder.

In Coschen war die junge Schulzin gestorben. Zwei Knechte lagen an einem warmen Sommerabend unter einem wilden Rosenstrauche, der auf dem Dorfplaße stand. Als es nahe an Mitternacht war, sagte der eine: „Wir wollen nur nach Hause gehen, sonst kommt die Schulzin noch!“ Indem sie sich trennten, erwiderte der andere: „Nun, ein Stückchen hocke ich sie auch.“ Kaum war das Wort heraus, so hatte er sie auf seinem Rücken, und er mußte sie bis unter die Traufe tragen. Die Haare standen ihm dabei zu Berge, und er verfiel darauf in eine hitzige Krankheit.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894