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Der Schatz im Zahrnheidchen zu Lahmo

I

Beim „langen See“ an der Grenze zwischen Lahmo und Niemaschkleba soll im sogenannten Zahrnheidchen, nach dem Besitzer auch Zunzen Heidchen genannt, ein Schatz in der Erde liegen. „Es hat dort oft Geld gespielt.“

Ein Vorfahr des alten Rademacher in Lahmo hätte vor vielen Jahren den Schatz heben können. Damals befand sich an dem Blockhause, das seine Nachkommen heute noch bewohnen, ein kleines Schiebefenster, neben dem auch gleich sein Bett stand. An dieses Fenster kam in einer Nacht ein Geist, klopfte und sagte zu ihm, in der Zahrnheide brenne das Geld, er möchte kommen und es holen. Er ging aber nicht. In der nächsten Nacht erschien der Geist wieder und bat ordentlich, er solle doch nur kommen, es werde ihm nichts passieren. Er ging aber wieder nicht mit. Am andern Morgen that es ihm doch beinahe leid, daß er nicht mitgegangen war, und er erzählte seiner Frau, was ihm begegnet sei. Das hätte er aber nicht thun sollen; denn nun kam der Geist nicht mehr wieder.

II

  Mündlich von Arbeiter Karl Dammasch, 
  Maurerpolier Mehley u. Häusler Richter in Lahmo.

Nach der Erzählung des Maurerpoliers Mehlen hat der Geist bei der Mutter der Frau Lehmann in Lahmo ans Fenster geklopft und gesagt, sie solle mitkommen und sich das Geld aus der Zahrnheide holen. Sie brauche sich nicht zu fürchten , er wäre ein guter Geist und wolle sie glücklich wieder heimführen. Sie dürfe sich aber nicht umsehen, sonst wäre es um sie geschehen. Es würden böse Geister, auch Hunde, hinter ihr herkommen, sie würde hinter sich hören toben und spielen, vielleicht würde sie sogar „gehuscht“ werden; es könne ihr aber nichts passieren, sie solle nur die Augen nicht rückwärts wenden.

Da die Frau in der ersten Nacht nicht mitging, erschien der Geist in der zweiten wieder und sagte zu ihr, wenn sie nicht mitkäme, dann hätte er noch sehr lange zu wachen, dann müßte erst eine Fichte aufwachsen; diese müßte Samen werfen, und aus demselben müßte eine junge Fichte groß werden. Das Kind, dem aus dem Holze dieses Baumes eine Wiege gezimmert würde, wäre erst wieder eine geeignete Person, den Schatz zu heben. Die Frau ging trotzdem nicht mit, erzählte es aber ihrem Manne, und nun kam der Geist nicht mehr wieder.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894