Tempel von Gression

  Mündlich von vielen in Langerwehe

In der ganzen Umgebung bezeichnen die alten Leute die Langerweher alte Kirche als einen Heidentempel, und die Sage erklärt das so: Auf der Höhe, von der die alte Kirche von Langerwehe so stolz in die Gegend schaut, hat in uralter Zeit die berühmte Stadt Gression gestanden, wie das die Mauerreste, die in der Umgebung der Kirche im Boden stecken, beweisen sollen. Die Kirche stand damals auch schon da. Sie war aber ein Heidentempel; denn die Bewohner von Gression waren Heiden. Auch ein Tor der Stadt stand in der Nähe des 'Uhles', wo es deshalb noch heute im 'Poezefähld' heißt.

Zu der Stadt gehörten die benachbarten Dörfer Hamich, Heistern, Gressenich und noch viele Ortschaften der Umgegend, die aber alle untergegangen sind, von denen aber an manchen Stellen unterirdische Mauerruinen und die großen, roten Dachpfannen zeugen. Den Tempel hatte man auf der Höhe inmitten der Ortschaften, aus denen die Stadt bestand, errichtet, damit, wie die Leute erklärten, die Umwohner keinen zu weiten Kirchgang hätten.

Da kam aber die Sündflut und bereitete der Stadt ihren Untergang; nur Gressenich, das von der Stadt seinen Namen haben soll, blieb bestehen, desgleichen der heidnische Tempel auf dem Berge, der später in ein christliches Gotteshaus umgewandelt wurde. Noch eine eiserne Inschrifttafel, welche niemand lesen kann, und die in der Kirchenmauer eingelassen ist, soll aus dieser Zeit stammen. Wie stark die Flut gewütet hat, die Gression zerstörte, will das Volk in den vielen in der Braunkohle zu Lucherberg zusammengeschwemmten Holzstämmen erkennen und in den darüber gelagerten Sand- und Geröllmassen. Alle die Holz-, Sand- und Geröllmassen, die die Flut mit fortgerissen, hätten sich an dem Hügel, auf dem Lucherberg liegt, angestaut und kämen jetzt erst durch den Bergwerksbetrieb zum Vorschein.

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de