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Der böse Geist lockt durch das Geldbrennen

  Mündlich

Eine Familie in Strega hörte an den Abenden der drei Weihnachtsfeiertage vor dem Hause ein Geräusch, als wenn ein Pferd mit dem Kumt schüttelt. Gingen sie hinaus, so sahen sie nichts. Am Abend des dritten Weihnachtsfeiertages kommt eine Gestalt in die Stube, geht auf die Großmutter zu, streicht ihr mit solcher eiskalten Hand die Backen und sagt, sie solle mitkommen, draußen spiele das Geld. Die Großmutter ging aber nicht mit, und das Geld hat weiter gespielt.

Darnach ist ein Bauer, Namens perre, mit vier Pferden hingeritten, hat auch ein Fischnetz mitgenommen und hat Stahl in das Feuer geworfen. Darauf ist das Geld still geblieben, und er hat es gefunden. Plötzlich sprangen aber zwei schwarze Männer auf ihn zu; der eine riß ihm das Fischnetz aus der Hand und zerpflückte es, und der andere nahm ihm ein Pferd weg. Da hat er sich „sielen“ (wälzen) müssen, daß er nach Hause kam. Das Geld hatte er; aber nach zwölf Tagen war er tot.

Die Gestalt, die gerufen hat, ist der böse Geist gewesen; er hat die Großmutter mit haben wollen. Weil die nicht gekommen ist, hat er sich einen andern geholt. Mit dem Gelde hat er bloß gelockt.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894