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Der Dickwieder in Groß-Breesen

  L. E. Claußnitzer, Sonntagsbl. d. Preuß. Lehrerztg., 1891, Nr. 30.

„An dem Dickwieder oder Dickwerder, einem versumpften Teiche, hat ein Dorf gestanden, das dort samt der Kirche versunken ist. Wer es vermag, während der Mittagszeit in einem Atem dreimal um den Sumpf zu laufen, der hört aus der Tiefe die Glocken erklingen. Ein Überbleibel der versunkenen Kirche glauben die Dorfbewohner noch jetzt in der größten ihrer drei Glocken zu besitzen. Wie diese wieder zum Vorschein gekommen ist, darüber berichtet folgende Sage:

Ein Schwein kehrte, nachdem es auf dem Felde gewühlt hatte, in den Hof seines Besitzers zurück und hatte in seinem Maule einen Faden. Man ging diesem nach und fand, daß er sich im Dickwieder in dem Boden verlor. Als man nachgrub, wurde die Glocke gefunden. Sie war aber vom Rost angefressen; deshalb wollte man sie in der benachbarten Stadt umgießen lassen. Sobald man aber an die Grenze der Feldmark kam, war es den beiden Pferden, welche die Last zogen, unmöglich, diese von der Stelle zu bringen. Man spannte vier, dann sechs, schließlich acht Pferde vor, vergeblich, der Wagen konnte nicht weiter gebracht werden. Hierin sah man einen Fingerzeig, die Glocke zu lassen, wie sie war. Man kehrte um, und zwei Pferde zogen sie glücklich heim.

Als man sie später in neuerer Zeit, und zwar wiederholentlich, nach der Stadt brachte, um sie umgießen zu lassen, ging das Fortschaffen ohne Hindernis vonstatten.“

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894