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Buschweiblein lässt sich kämmen

Ein armes mädchen aus Zoblitz hütete ihr vieh in der Görlitzer haide ohnweit des brendreviers. als sie sich einmal umsieht, steht ein kleines weiblein hinter ihr mit bittender gebärde und sagt: schönes kind, kämme mich und lause mich, ich will dir auch ein schönes geschenk geben. das mädchen kämmt und lauset das kleine weibchen bis es mit schrecken gewahr wird, daß es darüber abend geworden ist, denn sie hatte weit bis zu hause. schnell springt sie auf und fängt an ihr vieh heimzutreiben, ohne an das versprochene geschenk zu denken. das kleine weiblein aber kommt ihr nachgelaufen und schüttet ihr eine ganze menge grüner blätter in die schürze. das arme mädchen, dem ganz angst geworden ist, nimmt sie zwar eine strecke weit mit, schüttet sie aber dann aus. nur ein blatt war am schürzenbande hängen geblieben, und als sie zu hause sie abbindet, fällt ihr ein blankes goldstück vor die füße. da bemerkt sie erst, welch einen schatz sie weggeworfen.

Anmerkung. Ein mädchen, das der frau Holle ihre ein jahr lang nicht gekämmten haare auskämmte, kämmte aus ihren locken perlen und edelsteine. (Grimms kinderm. III, 44).

Quelle: Karl Haupt, Zwergsagen aus der Ober- und Niederlausitz, Verlag der Dieterichschen Buchhandlung Göttingen, 1859