Vorwitz bestraft

  Mündlich aus Jüngersdorf

Ein Mühlknecht aus der Metteler Mühle kam abends spät durch Merode. Aus einem „Bonget“ (Wiese), der rundum von einer hohen Hecke umfriedigt war, hörte er schreckliches Katzengeschrei. Neugierig hielt er mit seinem Gefährt ein, stellte einen Fuß auf die Hecke und blieb mit dem anderen auf der Karre, um zu sehen, was der Lärm bedeute. Er sah nichts, er hörte nur das Geschrei. – Am anderen Morgen konnte er nicht mehr aufstehen. Denn bei jeder Bewegung fühlte er große Schmerzen im rechten Knie.

Da erschien eine alte Frau in der Mühle und fragte den Müller, ob sie einmal zu dem kranken Knechte dürfe. Der Müller war damit einverstanden. Die Frau fragte den Knecht: „Was fehlt dir?“ Er antwortete: „Ich habe so große Schmerzen im Knie.“ „Laß mich einmal sehen,“ sagte die Frau. Da zog sie aus dem Knie eine lange Stopfnadel heraus, mit den Worten: „Fahre künftig deiner Wege und sei nicht mehr so neugierig!“

Es war eine der Hexen, die als Katze den Tanzplatz in Merode besucht hatte.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Indegebiet, 1914; Seehexen